Genau, da war ja noch was. Mit IVF hatten wir uns ja nur angefangen zu beschäftigen, weil bei mir ein Gendefekt festgestellt wurde: HNPCC, auch Lynch-Syndrom genannt (siehe Blogpost „1. HNPCC what? – Wenn Krebs plötzlich mehr als unwahrscheinlich ist“). Bei mir besteht demnach ein stark erhöhtes Risiko für Darmkrebs und andere Krebsarten und ich muss jedes Jahr eine ganze Reihe an Vorsorgeuntersuchungen über mich ergehen lassen (siehe Blogpost „2. Mein neues Hobby: Krebsvorsorgeuntersuchungen“).
Ich hatte alle Krebsvorsorgeuntersuchungen erfolgreich hinter mich gebracht. Bis auf die Endometriumbiopsie. Das Endometrium ist die Gebärmutterschleimhaut. Es geht also darum, mehrere kleine Proben aus der Gebärmutterschleimhaut zu entnehmen, die dann auf Krebszellen getestet werden können. Es gibt tatsächlich keinen anderen Weg, um Gebärmutterschleimhautkrebs frühzeitig zu erkennen. Im Ultraschall können zwar Veränderungen erkannt werden, das muss aber nicht immer der Fall sein und wenn ist der Krebs dann oft schon weit fortgeschritten.
Auch die Entnahme mehrere Biopsien gibt keine Garantie, Gebärmutterschleimhautkrebs wirklich zu entdecken, da theoretisch die Proben ja an Stellen entnommen werden könnten, wo kein Krebsgewebe ist. Um wirklich sicher zu gehen, müsste man die komplette Gebärmutterschleimhaut ausschaben und untersuchen, was nur mit einer sog. Abrasio oder Kürettage unter Vollnarkose möglich ist.
Eine Endometriumbiopsie kann ambulant durchgeführt werden. Es gibt spezialisierte gynäkologische Zentren an diversen Kliniken überall in Deutschland. Hier gibt es eine ganz gute, wenn auch wahrscheinlich nich ganz aktuelle, Übersicht.
Ich habe mich entschieden die Untersuchung in der Berliner Charité machen zu lassen. Wahrscheinlich nicht die beste Entscheidung, wie sich später herausstellen sollte…
Schon der Vorbesprechungstermin war eine kleine Katastrophe. Trotz festen Termins musste ich insgesamt fast 4 Stunden warten. Völlig normal, wie mir andere, wiederkehrende Patienten im Warteraum versicherten. Die Assistenzärztin, die mich dann untersucht hat, hatte leider noch nie von HNPCC gehört. Ansonsten hielt sie sich mit ausführlichen Erklärungen zurück und sagte nur, dass die Endometriumbiopsie im Rahmen einer Hysteroskopie (also Gebärmutterspiegelung) und unter Vollnarkose gemacht werden müsse und ich mir einen OP-Termin geben lassen sollte.
Der OP-Termin war dann 5 Wochen später angesetzt. Am Tag davor musste ich zur Vorbereitung bereits in der Charité vorbeischauen. Bei der Anmeldung gab es etliche Formulare auszufüllen und dann hatte ich noch einen Termin mit einer Narkoseärztin. Insgesamt wieder 3 Stunden im Krankenhaus verbracht.
Am Tag darauf wurde es dann Ernst. Um 8:30 Uhr musste ich da sein. Nach der Anmeldung, die ausnahmsweise recht schnell ging, sollte ich dann, begleitet von meinem Mann, in einem Wartezimmer Platz nehmen, bis ich zur OP-Vorbereitung abgeholt werden würde. Und da saßen wird dann und warteten und warteten und warteten. Auf Nachfrage hin wurde uns gesagt, dass ein Notfall vorgezogen werden musste. So etwas kann in einem Krankenhaus natürlich passieren und dafür hat man ja auch Verständnis. Allerdings ging es mir an dem Tag richtig schlecht (Grippe o.ä.), so dass mir das Warten ziemlich schwer viel. Um die Mittagszeit herum wurde mir dann angeboten, dass ich schon einmal zur Station gehen und mir ein Bett zuweisen lassen könnte, um mich etwas auszuruhen. Gesagt, getan.
Man beachte auch, dass ich ja wegen der Vollnarkose komplett nüchtern sein musste und dementsprechend seit dem Abend davor weder gegessen noch getrunken hatte. Netterweise wurde mir auf der Station dann auch schon ein venöser Zugang gelegt und ich bekam etwas Kochsalzlösung. Ich hatte glücklicherweise ein Bett in einem Einzelzimmer und habe dort dann den Rest des Nachmittags verpennt. Bis mir dann um 16:30 Uhr gesagt wurde, dass die OP dann jetzt heute doch nicht stattfinden könne, weil zu viele Notfälle dazwischen gekommen seien und es keine Kapazitäten mehr gäbe. Ich wurde also wieder nach Hause geschickt und sollte am nächsten Tag anrufen, um mir einen neuen Termin geben zu lassen.
WTF!? Ich hatte also einen kompletten Tag verschwendet. Würde ich jetzt wieder 5 Wochen auf einen OP-Termin warten müssen? Und woher sollte ich wissen, dass es beim nächsten Mal nicht wieder so sein würde?
Ich hatte die Telefonnummer der Oberärztin bekommen, die für die OP-Planung zuständig war. Sie rief ich also am nächsten Tag an. Zu meiner Überraschung fragte sie mich, warum ich den Eingriff überhaupt unter Vollnarkose durchführen lassen wollte. „Äh, weil die Assistenzärztin im Vorbesprechungstermin mir das so gesagt hat?“ Die Oberärztin meinte, dass ich das auch ambulant durchführen könne, da es nur ein kurzer, schmerzfreier Eingriff sei. Das war mir natürlich lieber. Und so vereinbarten wir einen ambulanten Termin für die Woche drauf und ich ärgerte mich noch mal etwas mehr, dass ich den Tag davor überflüssigerweise im Krankenhaus verbracht hatte.
Nun ja. Eine Woche später fuhr ich dann wieder in die Charité. Dieses Mal ohne Begleitung, da der ambulante Eingriff ja ganz kurz und schmerzlos werden sollte. Nach der nun schon gewohnten langen Wartezeit, wurde ich dann in das Behandlungszimmer gerufen, wo ich mich auf einen gynäkologischen Stuhl setzen durfte. Nachdem die Ärztin mir noch mal versicherte, dass es schnell gehen würde (max. 10 Minuten) und vielleicht ein bisschen zwicken oder sich so anfühlen könnte, wie leichte Regelschmerzen, nahm sie mit einem Spray eine Lokalbetäubung des äußeren Muttermundes vor. Als ich dann die langen, ca. 5mm dicken Instrumente sah, wurde mir doch etwas mulmig. An einem war vorne eine kleine Zange, mit der die Proben aus der Gebärmutterschleimhaut abgezwickt werden sollten.
An das was dann folgte, kann ich mich nur noch ungenau erinnern. Statt 10 Minuten, lag ich ca. 30 Minuten auf dem Stuhl und hatte die schlimmsten Schmerzen meines Lebens. Mir kommen jetzt beinahe noch die Tränen, wenn ich daran denke. Anscheinend ist meine Gebärmutter etwas abgeknickt, weshalb die Ärztin die Instrumente nicht so einfach einführen konnte und immer wieder probierte mit den starren Dingern in meine Gebärmutter zu stoßen. Während der gesamten Prozedur sind mir die Tränen nur so aus den Augen gespritzt und ich habe mich in die Armlehnen des Stuhles gekrallt. Die Arzthelferin hatte ziemliches Mitleid mit mir und legte mir mehrmals einen kalten Waschlappen auf die Stirn. Irgendwann war es dann vorbei und die Ärztin hatte ausreichend Gewebeproben entnommen.
Zum Abschluss meinte die Ärztin dann, dass ich diesen Eingriff dann beim nächsten Mal doch besser mit Vollnarkose machen sollte. Das hätte sie mir so nicht sagen müssen. Ein weiteres Mal würde ich das sicher nicht über mich ergehen lassen.
Auf wackeligen Beinen, zitternd und mit starken Unterleibsschmerzen verließ ich dann den Ort des Schreckens. Nachdem ich an der frischen Luft ein paar Mal tief durchgeatmet hatte, rief ich sofort meinen Mann und dann meine Mutter an, denen ich dann unter Tränen von dieser Horrorerfahrung berichtete.
Mein persönliches Fazit:
- Die Charité mag sicher ein anerkanntes und fachlich gutes Krankenhaus sein. In Bezug auf Patientenservice (Wartezeiten, etc.) ist sie allerdings eine Katastrophe. Wenn es sich vermeiden lässt, werde ich nicht noch einmal dort hingehen.
- Im Rahmen der HNPCC Vorsorge wird bei der Endometriumbiopsie oft die Pipelle-Methode empfohlen. Dabei werden mit einem dünnen Plastikröhrchen Teile der Gebärmutterschleimhaut abgesaugt. Das klingt deutlich weniger schmerzhaft und erfordert keine Vollnarkose. Darüber werde ich probieren noch etwas mehr zu erfahren, da das ja eine gute Möglichkeit sein könnte, die jährliche Vollnarkose für die Hysteroskopie zu umgehen.
- So bald wir mit unserer Kinderplanung durch sind, werde ich ernsthaft in Betracht ziehen, mir Gebärmutter und Eierstöcke entfernen zu lassen. Dann kann ich mir diesen ganzen Aufwand nämlich auch komplett sparen und habe zumindest das Risiko für Gebärmutter- und Eierstockkrebs so gut wie eliminiert.